The Doors
Werdegang der Doors
Wie vielleicht
einige bemerkt haben, stammt der Name Peace Frog von einem Song der Doors,
welcher als Intro auf unserer Seite gespielt wird und
dem wir auch den Namen unserer Seite verdanken. Aus diesem Grunde möchten wir
hier etwas über Jim Morrison und The Doors berichten.
Die Doors waren viel mehr als nur eine Rock’n’Roll-Band.
Die Doors waren der Ausdruck für jene Zeit in den
turbulenten Sechzigern, der heute noch nicht vergessen gegangen ist. Die Musik
der Doors lebt nicht nur auf ihren Alben weiter,
sondern auch im Soundtrack von Meisterwerken der Filmkunst wie Francis Ford
Coppolas „Apocalypse Now“
oder Robert Zemeckis’ „Forrest Gump“, und seit dem Film von Oliver Stone über
die Doors sind sie längst nicht mehr unbekannt.
Die Doors sind unsterblich, spätestens ab 1993 als sie zu
Mitgliedern der „Rock’n’Roll Hall of Fame“ gekürt wurden. Zu diesem Anlass sang Eddie Vedder von Pearl Jam mit dem
überlebenden Trio auf der Bühne „Roadhouse Blues“,
„Break On Through“ und „Light My Fire“.
Seit über dreissig
Jahren wird die Musik der Doors geliebt oder gehasst.
Besonders Jim Morrison wurde sowohl mythologisiert als auch ausgelacht,
was an seinen Songtexten und seinem Verhalten in der Öffentlichkeit lagen.
Alle seine Aktivitäten, die er in seiner schnellen Karriere vollbracht hatte,
wurden entweder begrüsst oder an den Pranger gestellt. Jim Morrison war
tatsächlich dazu fähig eine gewisse Magie zu verbreiten, zumindest am Anfang.
Er nutzte als Frontmann der Doors den Rock’n’Roll als Medium, um Albträume zu transportieren und
wurde unfreiwillig zum aufregendsten Archetypus des Rock’n’Roll.
Viele Masken legte sich Morrison
an, er wurde als der „Lizard King“, Mr Modjo Risin’,
Dionysos, Schamane oder Visionär gefeiert, tatsächlich war er viel zu sehr
Mensch. Schwach, sehr mitgenommen und letzthin verlassen, so dass er sich
dem Alkohol hingab, um die Wunden, die ihm die Gesellschaft zufügte zu vergessen,
bis er zuletzt mit einem unvorsichtigen Ausrutscher in seinem frühen Grab
in Paris landete. Trotzdem war er ein Mensch mit bewundernswerten Talenten.
Er sagte einmal: „Ich habe die Seele eines Clowns, die mich im entscheidenden
Moment zwingt alles falsch zu machen.“ Wir finden es wichtig hier zu erwähnen,
dass Morrison vor allen Dingen ein Schriftsteller und Dichter war.
Die Songs der Doors schufen eine obskure, erschreckende Welt. Sie waren
die Ersten, die schwergewichtige Literatur in die Welt des Rock’n’Roll
brachten. Viele behaupten, sie waren die erste Band, die uns das Fürchten lehrte,
denn sie entdeckten, dass die Musik den Klang der Furcht und der Schönheit, der
Leidenschaft und des Wahnsinns, der Freiheit, des Sieges, des Irrsinns und des
Grauens gleichzeitig vermitteln konnte. Die Doors
machten den Rock’n’Roll furchterregend,
brachten aber ebenfalls ihre Zuhörer zum Denken.
Eine ganze
Reihe von Ereignissen waren nötig, damit die Doors entstehen konnten. Es begann mit der
Kerouac-ähnlichen Reise Jim Morrisons quer durch das Land. Der zwanzigjährige
Morrison wechselte von der Florida State University an die University of California in Los Angeles, wo er Kinematographie zu
studieren begann. Dieser Schritt war eine klare Trennung mit seinen Eltern und
seiner Vergangenheit sowie ein Aufbruch in eine abenteuerliche, ungewisse
Zukunft. So trampte er also in die quicklebendige Szene nach Kalifornien,
obwohl ihm dies seine Eltern verboten hatten. Dennoch zog Jims Vergangenheit
nicht einfach so an ihm vorüber. Er war der älteste Sohn von Steve Morrison,
einem Konteradmiral der Navy, und seiner Frau Clara.
Die Familie musste während Jims Kindheit viel umziehen, was Jim sehr schwer
fiel. So reagierte Jim seine Frustrationen durch Terroraktionen im Haus ab,
während er mit seinen ebenfalls ständig wechselnden Klassenkameraden oft scheu
und zurückgezogen umging. Schon früh machte sich eine eisige Distanz zu seinem
Vater bemerkbar, der oft auch aufgrund seines Berufes auf Übersee war. Wie es
um die Beziehungen innerhalb der Morrison-Familie stand konnte man daran sehen,
dass Jim bei einer der ersten Doors-Pressekonferenzen
der ganzen Welt bekanntgab, dass seine Eltern nicht
mehr am Leben seien. Steve Morrison war nicht nur ein Vater, sondern ein Vater
in Uniform, er war die erste Autorität, mit der Jim enorme Schwierigkeiten
hatte.
Jim vertiefte
sich in die Welt der Literatur. Schon als Junge verspürte Jim die Lust eigene
Gedanken auf Papier zu bringen und begann so die Ausdrucksfähigkeit eines
Schriftstellers zu entwickeln, wobei er auch immer wieder alte Notizen
überarbeitete bis er sie für perfekt hielt. In einigen Fällen dauerten diese
Ausarbeitungen von seiner Grundschulzeit bis zu den Doors-Alben.
Zum Beispiel das Psychodrama „Horse Latitudes“ auf dem Album Strange Days war ein Gedicht, an
dem er in der Grundschule lange gearbeitet hatte, welches damals aber noch „The Pony Express“ hiess.
Als
Siebzehnjähriger las Jim William Blake, Charles
Baudelaire, Arthur Rimbaud, Jack Kerouac, Friedrich Nietzsche und Franz Kafka.
All diese Schriftsteller entfachten die kreative Flamme in Jim, die sich während
seiner Zeit mit den Doors zu einem lodernden Feuer
entwickelte. Er war besonders angetan von Nietzsche und den Tagebüchern Kafkas.
Zu seiner Zeit, als er an der Highschool seinen Abschluss machte, hatte er
bereits einen Stapel Notizbücher mit Tagebucheintragungen, poetischen
Beobachtungen und seiner eigenen Mischung von Morrison’schen Aphorismen, welche
den entscheidenden Nährboden bildeten für sein zukünftiges literarisches und
poetisches Schaffen.
In den frühen
Sechzigern gab es an der UCLA einige Studenten, die die Filmseminare als
Trittbrett für eine lukrative Karriere in Hollywood betrachteten. Aber es gab
auch junge Filmemacher, die bereits damit begonnen hatten, den revolutionären
Gedanken in ihren Filmen auszudrücken, der schon bald den grenzenlos freien
Zeitgeist definieren sollte. Es dauerte nicht lange und Morrison gehörte zu den
schlauen, rebellischen Intellektuellen. Einer von ihnen hatte grossen Einfluss
auf Morrisons Zukunft – ein talentierter, ein wenig älterer Filmstudent namens
Ray Manzarek. Jim wandelte sich vom kaum beachteten,
scheuen Jungen zum aufblühenden, ausgelassenen Rebellen. Diesen Hang zur
Aufmüpfigkeit, den Jim in jenen Jahren entwickelte liess er niemals fallen.
Ray Manzarek hatte verschiedene musikalische
Projekte, in denen Jim auch seine ersten musikalischen Erfahrungen als Tambourinspieler oder Backgroundsänger sammelte.
Im Sommer 1965
begann Jim sich erstmals eine Band namens „The Doors“ vorzustellen. Für ihn war William Blake nach wie vor
ein unnachahmbarer Denker und Dichter, und eine Zeile Blake’s
hatte Morrison schon seit langem beschäftigt: „Wenn die Pforten der Wahrnehmung
reingewaschen sind, werden alle Dinge so erscheinen,
wie sie sind, unbegrenzt.“ Morrison hatte ebenfalls Aldous
Huxleys philosophische Beschreibung seiner Experimente mit Meskalin
verinnerlicht, die mit einem von Blake entnommenen Titel versehen war: „Die
Pforten der Wahrnehmung“. In Morrison reifte aufgrund dieser Verbindung ein
aussagekräftiger, vielseitiger, einfacher Name für eine Band heran – „The Doors“.
Morrison
arbeitete gerne auf dem Dach eines ärmlichen Hauses, von dem man auf den Strand
von Venice blicken und ungestört arbeiten konnte. Er
fand heraus, dass seine Gedichte völlig frei aus ihm herausflossen,
wenn er sie als Songtexte ansah. Er konnte zwar die Musik, die er in seinem
Hinterkopf hörte nicht ausdrücken, wenn er diese Gedichte schrieb, entdeckte
aber, dass seine Worte an Rhythmus, Tiefe und Intensität gewannen, wenn er der
Musik in seinem Gehirn freien Lauf liess. Aber je weiter er seinen Gedanken
freien Lauf liess, desto schneller verwarf er die Idee von einer soliden
Filmkarriere. Er verliess sich vollkommen auf seine Muse, was zur Folge hatte,
dass er in diesem Sommer reichlich LSD und Meskalin schluckte, um sein
Bewusstsein zu erweitern, während er jederzeit sein Notizbuch zur Hand hatte.
Die Dinge, die er dort auf dem Dach innerhalb weniger Wochen niederschrieb,
wurden für die Doors unschätzbar wichtig. Die
Notizbücher aus der Zeit in Venice wurden zu Texten
der gesamten ersten zwei Doors-Alben und gaben
weitere Texte und Inspirationen bis zum „L.A. Woman“-Album
ab.
Es war ein
zufälliges Treffen mit Jims alten Kumpel Ray am Strand
von Venice, das die Doors
ins Leben rief. Jim erzählte ihm, dass er einige Songs geschrieben hatte, und
auf Rays Nachhaken sang Jim den Text zu „Moonlight
Drive“. Ray flippte aus. Ray erkannte, dass durch Jim mit seinen musikalischen
Ideen mit solchen tiefsinnigen Texten eine reelle Chance bestehen würde
erfolgreich zu sein. Jim verliess das Dach als Hauptdomizil und zog zu Ray und
dessen Freundin, wo er mit Ray seine fruchtbaren Arbeiten fortsetzte.
Anfangs formierte
sich eine Band, die aus Jim, Ray und Rays Brüder Rick und Jim bestand, sie
nannten sich „The Ravens“.
Ein immerwährendes Problem, das die Band hatte, bestand darin, einen
Schlagzeuger und einen Bassisten zu finden. Das Problem wurde zur Hälfte
kleiner, als Ray John Densmore anfragte, den er im
Meditationszentrum kennenlernte. John war fasziniert
von den selbstverfassten, kryptischen Texten, die ihm auf zerknitterten
Papierblättern gezeigt wurden. Er überlegte nicht lange und sagte zu Ray, dass
er mitmachen wolle. Mit John haben sie auch einen aussergewöhnlichen Drummer an
Land geholt.
Die Ravens nahmen ein Demoband auf und bekamen schliesslich
einen Plattenvertrag bei Columbia, dies aber nur dank eines unbesungenen Heldes in der Geschichte der Doors.
Billy James war sein Name, der bei Columbia arbeitete. Wenn er das Demo nicht gemocht hätte, wären sie wahrscheinlich bei
diesen paar Songs stecken geblieben. „Das Ganze war zweigleisig“, sagt James.
„Nicht immer habe ich die Künstler entdeckt – sie haben auch mich entdeckt. Die
Doors haben mich entdeckt. Ich kam eines Tages von
der Mittagspause zurück und sah sie am Tisch meiner Sekretärin sitzen. Wir
redeten miteinander, und ich war schliesslich von ihnen sehr beeindruckt.
Später habe ich Morrison einmal gefragt, warum sie ausgerechnet mir ihr Demo gebracht hatten. Er meinte, er hätte ein Bild von
mir in einem Wirtschaftsmagazin gesehen und ihm hätte mein Bart gefallen. Ich
würde auf ‚besondere’ Dinge abfahren.“ Morrisons Eingebung hatte sich gelohnt.
Sie erhielten einen Vertrag über fünfeinhalb Jahre, was beinhaltete, dass
innerhalb des ersten halben Jahres eine erste Single erscheinen sollte. Doch
die ersten sechs Monate des Vertrags verstrichen und keine Single war
erschienen, somit war der Rest des Vertrags ungültig geworden. Sie waren in den
Vertag eingestiegen und wieder herausgefallen, ohne
dass Columbia einen einzigen Ton aufgenommen hatte. (Was keine Seltenheit war
für diese Firma. Andere Künstler, die Billy James unterzubringen versucht
hatte, waren zum Beispiel Frank Zappa, Jefferson Airplane,
Tim Hardin und Lenny Bruce.)
Von dieser
Tatsache frustriert, dass Columbia kein Interesse an ihnen hegte, verliessen
Rays Brüder die Band und überliessen es Ray, Jim und John über die zukünftigen Doors nachzudenken.
Um das Problem
des fehlenden Bassisten zu beseitigen, spielte Ray von nun an mit einer Hand die
Basslinie auf seinem Keyboard. Während den Übungssessions
machte Ray am Keyboard enorme Fortschritte wie Jim als darstellender Künstler.
Aber wo sollten die drei Doors einen Gitarristen
finden, der den Sound vollenden konnte?
Sie mussten
nicht lange suchen – einer von John Densmores alten Highschoolkumpanen spielte Gitarre und war ständig auf der
Suche nach neuen Leuten. John war sicher, dass sein Freund an der Doors-Musik interessiert sein würde. Dieser Freund war
natürlich Robby Krieger. Robby war sofort davon überzeugt, dass er die Band gefunden
hatte, in der er sich verwirklichen konnte. Sobald Robby bei der ersten
Übungssession seinen flirrenden Bottlenecksound bei „Moonlight Drive“ spielte, war für Ray, John und Jim klar,
dass sie einen einzigartig talentierten Gitarristen, der die Songs perfekt
unterstreichen konnte, in die Band geholt hatten. Was sie zu diesem Zeitpunkt
noch nicht wussten war, dass sie soeben einen zweiten exzellenten Songschreiber
eingestellt hatten, selbst Robby war sich seiner Songschreiberqualitäten damals
noch nicht bewusst. Es wurde beschlossen, dass jeder der vier zur nächsten
Übungssession einen Song mitbringen sollte. Krieger brachte „Light My Fire“ und „Love Me Two Times“ zur nächsten Session mit, welche später enormen
Erfolg versprachen.
Ende des Jahres
1965 waren Morrison, Manzarek, Krieger und Densmore zu einer vierköpfigen Einheit verschmolzen, die Feast of Friends. Sie probten
fast täglich in Rays Haus am Strand und jeder Einzelne entwickelte sich, damit
die grösste Wirkung erzielt werden konnte. Eine perfekte Kombination vier
verschiedener Künstler, die einen geballten Sound kreierten.
Schliesslich
bekamen die Doors ein festes Engagement im „London Fog“ einer unbekannten Kneipe, wo sie für sechs Tage in der
Woche spielten. Anfangs waren es nur Freunde der Band, die Zeugen der Magie der
Doors im „London Fog“
waren. Aber die Band geriet zunehmend ins Gerede als „die unglaubliche Band mit
dem wilden Sänger“, denn sie spielten immer besser zusammen und Jim begann auf
der Bühne zur Geltung zu kommen, er riss Posen, geriet ausser Rand und Band und
gab sich völlig der Musik hin. Die Reaktionen des Publikums waren nicht immer
positiv, schon in ihren Anfängen entfachten die Doors
extrem gegensätzliche Reaktionen. Aber wenigstens verliess niemand das „London Fog“, ohne sich eine Meinung gebildet zu haben.
Natürlich erhofften sich die Doors, dass einige
der begeisterten Worte über sie ins „Whisky“ hinübersickern würden, dem
bedeutensten Club auf dem Strip.
Doch es kam ein
Schock: Das Management des „London Fog“ fand, dass
die Doors sich zu viele Freiheiten auf der Bühne
nahmen und die Eigenschaft besassen, jede Menge Chaoten in den Club zu ziehen,
die Raufereien begannen. Sie wurden gefeuert. Jim Morrison freundete sich mit
Ronnie Haran an, die für Engagements im „Whisky“
verantwortlich war. Er bat sie monatelang, sich einmal seine Band anzuschauen.
Schliesslich war er erfolgreich und sie stimmte zu. Haran
war so beeindruckt von den Doors, dass sie sie
sogleich als Hausband im „Whisky“ engagierte. Dort entdeckte und entwickelte
Jim seine Kraft eines Schamanen, was Ray, John und Robby musikalisch
aufbauschten und so dem Publikum näher brachten. Das Songmaterial wurde
tiefsinniger und stärker, und immer mehr Zuschauer waren bereit, die
verwirrenden Visionen in Morrisons Texten zu durchleben.
Die düsteren
Propheten von L.A., „The Doors“
waren geboren, die Tage der Huldigungen an Surfen und Sand, Sommer, Sonne und
Spass, der südkalifornische Popsound durch die Beach Boys beeinflusst, waren
gezählt. Der Sound von Ray, Robby, John und Jim war zwar auch ein Produkt
Südkaliforniens, aber er spiegelte die andere Seite der strahlenden Münze
wider. Bikinis uns Burger, Surfboards und Wellen
wurden bald überschattet von Sex und Grauen, Furcht und Ekel.
Es war nur noch
eine Frage der Zeit bis zu ihrem echten Plattenvertrag. Dies geschah auch als
Ronnie Haran den Gründer von Elektra Records, Jac Holzman, überreden konnte im
„Whisky“ vorbeizukommen. Als Holzman und auch Paul Rothchild, Holzmans Produzent,
nach dem vierten Auftritt die ungezügelten Reaktionen des Publikums sahen und
die Grösse ihrer Musik erkannten, nahmen sie die Doors
unter Vertrag. Sie unterschrieben und begannen ihre sonderbare Reise in die
Geschichte des Rock’n’Roll.
Zitate:
Die Tatsache, dass ihre Musik nicht gitarrenorientiert war, sondern keyboardorientiert,
war etwas, das sie anders machte. Und seine Worte waren voller Dramatik. Jim
Morrison war ein grossartiger Schöpfer von Bildern. Vieles ist durch die
Kollision und den Aufprall seiner Wortketten ausgedrückt worden. Manches war
furchtbar erschreckend für mich – es war ein Einblick in dunkle Welten.“
Harvey Kubernick, Plattenproduzent, Journalist
„Ich sah sie damals, 1966, im Ciro’s
– ich glaube, Billy James hatte mir von ihnen erzählt. Ich kam dort an, bevor das
Konzert begann, und die Musiker waren auf der Bühne und stellten ihre Anlage
ein. Jemand schrie, ‚Ihr seid entsetzlich. Ihr könnt
nicht spielen. Ihr seid Mist. Ihr könnt nicht saufen, ihr könnt nicht denken,
ihr könnt nicht kämpfen, ihr seid Scheisse.’ Er hatte schmutzige Sachen an und
sah gefährlich aus. Die Band war nervös und begann zu spielen – und dieser Typ
sprang auf die Bühne und fing an zu singen. Es war Morrison, der seine eigene
Band beschimpft hatte. Das war wohl das Beste, was ich je in einem Club gesehen
hatte. Kein Intro – nur dieser Sänger, der die Band
beschimpfte und danach die Musik. Ich dachte mir, ‚Mein Gott, diese Jungs
sollte man sich ansehen’.“
Kim Fowley, Produzent, Songschreiber, Künstler
„Sie brauchten keinen Bassisten – das war schon
unglaublich. Ray spielte einen perfekten Bass mit der linken Hand und brachte
hervorragende Arrangements mit seiner rechten Hand hervor. Obwohl Jim ein
dynamischer Performer war, war er nur einTteil der Band. Zusammen waren sie eine Einheit. Das war
nicht Jim Morrison und die Doors – es waren ‚The Doors’.“
Bruce Gary,
Schlagzeuger bei The Knack
„Wir nutzen unsere musikalischen Strukturen, um Jims
Texte zu unterstützen. Es gibt Leute, die bis zum Äussersten gehen – und Jim
geht noch weiter in unbekanntes Territorium. Wir halten seine Erforschung des
Chaos in Grenzen, indem wir seine Worte an die Akkorde und Rhythmen binden.“
Robby Krieger
Peace Frog
(Friedensfrosch) vom Morrison Hotel-Album
„Lustiger Name
für ein Lied, nicht?“, merkte Jim Morrison manchmal dem Publikum gegenüber an.
Aber der Song ist weit davon entfernt, lustig zu sein. Es ist ein aufwühlender,
politischer Song, der sich auf die Bürgerunruhen in den späten Sechzigern
bezieht. Er beinhaltet den epochalen Satz „Blut in den Strassen“, der
wahrscheinlich einen Bezug zur 1968er „Demokratischen Versammlung“ in Chicaco bildet, als die mit Schlagstöcken bewaffnete Armee
von Bürgermeister Daley Demonstranten niederknüppelte, nur weil sie es gewagt
hatten, ihre Stimme zu erheben. Ray, Robby, John und der Bassist Ray Neopolitan nahmen eines Tages, als Jim abwesend war, den
Song auf. Als Jim am Tag darauf ins Studio kam, blätterte Ray in seinen
Notizbüchern und war sofort von einem sich in Arbeit befindlichen
epischen Gedicht namens „Abortion Stories“ beeindruckt. Dieses Gedicht beschrieb ein von Blut
überflutetes Land – dieses Blut stand synonym für politische Umwälzungen auf
höchster Ebene sowie für tiefste persönliche Pein. Ray fiel auf, dass die Worte
und der Rhythmus des Gedichts bemerkenswert gut zu dem neuen Stück passten und
schlug Jim vor, die „Abortion Stories“
als Songtext zu verwenden.
Doch bevor Jim
seinen Gesang aufnahm, arbeitete er nach einem Vorschlag von Paul Rothchild andere Gedichtfetzen in den Text ein. So wurde
aus zwei Texten ein einziger geformt. Zusammen ergaben die Texte ein Bild der
Welt im Chaos und Gemetzel, ein Aufruf in die Zukunft, in der alle Individuen
ihr Bestes geben müssen, um über die Runden zu kommen.
Der Song
richtete sich nicht speziell für oder gegen etwas, sondern stellte eine
schockierende Reihe von Bildern einer Nation in emotionaler und physischer
Agonie dar. Diese Bilder werden noch durch die unangemessen muntere Musik
verstärkt. Dabei wird der Song vor allem von der Soul-Funk-Scratch
auf der Gitarre beherrscht, welcher vom Schlagzeug mit einem Disco-Funk-Beat
veredelt wird. Im Mittelteil nimmt sich der Rhythmus zurück und die Töne
schwellen leicht an. Es fand sich Platz für ein wildes Gitarrensolo von Robby
sowie für eine trügerische ruhige Passage, bevor der Song wieder bis zum
Schluss in energisch geladene Musik ausbricht.
Gegen Ende des
Songs beschreibt Morrison leise und knapp ein Bild von „blutenden Indianern auf
dem Highway der Dämmerung“. Dies war eine Erinnerung an ein Ereignis, das er
als Schlüsselerlebnis seiner Kindheit betrachtete. Als Jim vier Jahre alt war,
kam seine Familie während eines Autoausflugs an einem grauenvollen Unfall
vorbei – ein Lastwagen, der von Pueblo-Indianern
gefahren wurde, war auf der Landstrasse umgestürzt. Viele Passagiere lagen
verstreut umher, verletzt, blutend und sterbend. Dieser erste, schreckliche
Kontakt mit Tod und Tragik versetzte den jungen Jim in Angst und beeindruckte
ihn tief für den Rest seines Lebens, was bei einigen Gedichten auch zum
Vorschein kommt, wie zum Beispiel bei „Dawn’s
Highway“ oder „Ghost Song“ auf dem Album „An American
Prayer“.
Links: www.thedoors.ch, www.thedoors.com
Autor: two